Neuer Forschungsbericht von Alexander Frohn erschienen

Alexander Frohn hat einen neuen Beitrag zu intergenerationellen Traumata von Russlanddeutschen veröffentlicht.

Wir gratulieren unserem Mitglied Alexander Frohn zu seiner neusten Publikation:
Diktaturerfahrungen und Migration der Russlanddeutschen aus psychotherapeutischer Perspektive

Die Herausgeber schreiben dazu:
"Im ersten Beitrag beschäftigt sich ALEXANDER FROHN mit den intergenerationellen Traumata der Russlanddeutschen in psychotherapeutischer Perspektive. Die Traumata der Gewalterfahrungen in der Sowjetunion verbinden sich dabei mit traumatischem Stress durch die Aussiedlung nach Deutschland. Die Scham über Deportation, Trudarmee und Kommandantur als traumatisch und schandhaft wahrgenommene Erlebnisse führen in der therapeutischen Praxis oft zu Schweigen, was schon in der Sowjetunion eine Überlebensstrategie darstellte. Auch die viel zitierte 'Unsichtbarkeit' und 'Unauffälligkeit' der Russlanddeutschen lässt sich als eine Fortsetzung solcher eingeübten Verhaltensweisen begreifen. Die Abwehr der traumatischen Gefühle hat einerseits Konsequenzen für innerfamiliäre Dynamiken und führt andererseits auf individueller Ebene zu Depression und Somatisierung der Leiden. Zudem verhindert die erlebte Dehumanisierung Empathie für andere gesellschaftliche Gruppen, besonders geflüchtete und andere Migrantengruppen. In der zweiten Generation von Russlanddeutschen in Deutschland kann dann die Identitätsverunsicherung der Elterngeneration und die damit einhergehenden Loyalitätsverpflichtungen die Individuation erschweren. Innerfamiliäre Aggressionen werden dann unter Umständen nach außen gewendet, sowohl gegen andere Migrantengruppen als auch gegen die Mehrheitsgesellschaft, als deren Opfer man sich sieht."

Bibliographische Angaben:
Ens/Panagiotidis/Petersen (Hg.) (2023): Diktatur - Mensch - System; Russlanddeutsche Erfahrungen und Erinnerungen, Brill Schöningh Paderborn, S. 15 - 40